Therese – oder eine Frage des Selbstvertrauens

Roman von Arthur Schnitzler

Von Arthur Schnitzlers Werken hat mich der Roman Therese besonders beeindruckt, und die Figuren und die Handlung haben mich lange nicht mehr losgelassen. Die Frage, die mich beschäftigte, war: Was ist der Unterschied zwischen Selbstbewusstsein und Ichbezogenheit? Selbstbewusstsein ist eine positive Eigenschaft, Ichbezogenheit hingegen nicht. Die Frau im Roman ist eine selbstbewusste junge Frau, die ihren eigenen Weg wählt und ihn kompromisslos und unerbittlich verfolgt. Aufgrund ihrer Kompromisslosigkeit schlägt sie viele Chancen aus. Letztendlich scheitert sie. Wie kann man an Selbstbewusstsein scheitern? Braucht man dafür eine stärkere Dosis Selbstsucht? Oder besaß die Frau gar kein Selbstbewusstsein, sondern lediglich einen unglücklichen Egoismus? Scheiterte die Frau allein an der Gesellschaft und ihrer untergeordneten Rolle? Ja, so kann man es sehen. Dass Schnitzler auch Psychiater war und seine komplexen Charaktere im Vordergrund seines Werkes stehen, ist die Antwort nicht so einseitig. Meine Reflexion? Schwer zu sagen. Aber ich sehe diesen Fall wunderschön transparent, mahnende und hinweisend, für alle, die ihren Weg bedingungslos folgen.

Wann sollte man Therese lesen?

Wenn man nur intellektuell beschäftigt ist und eine Abwechslung braucht, die sein emotionelles Leben anregt. Zum Beispiel, mitten in einem großen Projekt, in einer Reihe sehr einfachen Besprechungen oder einem sehr sehr langen Seminar.

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